Energiespeicher Riedel
Umfang Neubau eines Pumpenspeicherkraftwerkes
Ort Jochenstein
Leistung Architektur, Außenraumgestaltung, Fassadengestaltung
Status Planungsgutachten 2. Preis
Ausführungszeitraum 2011
Bauherr Donaukraftwerk Jochenstein AG
Budget 3.000.000 €
Landschaftsarchitekt Wolfgang Wagenhäuser, Töging am Inn
Visualisierungen digitalshapes mit D.Schumann
Fassadenkonzept Krafthaus
Auf Grund seiner Präsenz (Abmessungen) und der Lage innerhalb des neu gestalteten Gebietes wird das Krafthaus zum prägenden Erkennungsmerkmal/Wahrzeichen des gesamten Kraftwerkkomplexes. Auf subtile Art und Weise soll das Erscheinungsbild des neuen Krafthauses die Funktionsweise des neuen Energiespeichers - die Energiegewinnung mittels Umwandlung von mechanischer Energie in elektrische Energie und umgekehrt - wieder spiegeln und den Besuchern vermittelt werden.
Für diese Art der Energieumwandlung werden Elektromotoren / Generatoren verwendet, welche nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion funktionieren und wofür kupferumwickelte Magnetspulen benötigt werden. Ähnlich dieser Magnetspulen soll das Krafthaus mit einem Kupferband „eingewickelt“ werden. Um das Gebäude jedoch nicht zu massiv erscheinen zu lassen und um eine ausreichende Belichtung des Gebäudes zu gewährleisten, wird hierfür ein Kupferblech mit relativ großer Lochungen, oder Streckmetall verwendet.
Durch die verschiedenen Kantungen und Verwindungen innerhalb des Kupferfbandes ist das Erscheinungsbild des Baukörpers, je nach Wetterlage und Sonneneinstrahlung, einer ständigen Veränderung ausgesetzt. Die geplante Beleuchtung der Fassade während der Nacht wird diesen Effekt zusätzlich verstärken. Das Krafthaus wird somit auch in der Dunkelheit zum neuen, bereits aus der Ferne sichtbaren, Wahrzeichen des Kraftwerkes Jochenstein
Die „Wickelung“ der Fassade beginnt am nord-westlichen Ecke des Gebäudes, wo sich das Metallband zum Campus hin öffnet und sich in diesem Bereich zu einem „Eingang“ aufbiegt. Hier kann der Besucher in die Fassade eintreten und diese wahrnehmen. Folgt der Besucher der Wickelung der Fassade, gelangt er über die zwischen dem Baukörper und der Fassade angebrachten Treppe zum Ende der Wickelung. Diese endet als Aussichtsplattform an der Süd-Westlichen Ecke des Daches. Aufgrund der Lage und der Höhe dieser Aussichtsplattform, eröffnet sich dem Gast von hier aus ein einzigartiger Blick auf die gesamte Anlage des Kraftwerks Jochenstein mit seinem Stauwehr und den Schleusen für die Schiffahrt.
Der gewünschte Übergang von dem bestehenden Schleusendienstgebäude zum neuen Krafthaus wird als große, freitragende Fachwerkröhre ausgebildet. Die Außenseiten des neuen Überganges erhalten eine Fassade aus Profilitglas. Hinter dieser transluzenten Glasfassade schimmert das Fachwerk leicht verschwommen durch. Die filigrane Anmutung des Überganges wird somit auch von außen spürbar und wahrgenommen.
Freiflächenkonzept
Das Grundkonzept für die Überplanung der Umgebung des Kraftwerks beruht auf einer logischen Zonierung in diverse Teilbereiche, welche individuell verschiedene Funktionen erfüllen.
Zonierung
Im Westen kommt man am Terminal an. Dieser Bereich nimmt Personen, die über die Donau per Schiff, über den Radweg mit dem Fahrrad oder über die Bundesstraße mit dem Bus anreisen, in Empfang. Am Ufer der Donau existiert ein Kai, an welchem Schiffe und Boote anlegen können, um Menschen abzusetzen bzw. aufzunehmen. Zusätzlich kann das Areal über Fuß- und Radwege am Ufer und an der Bundesstraße erreicht werden. Zudem besteht an der Bundesstraße ein Haltestreifen für Busse.
Das Herzstück dieser Ankunftszone stellt eine großzügige Überdachung dar, die sich aus der Betonwandscheibe heraus entwickelt . Unter seinem Dach sind partiell verschiedene „Boxen“ wie ein Kiosk- oder eine Sanitär-Box untergebracht. Zum Donauufer hin ragt ein Holzdeck (Ankunftsteg) auf Bodenniveau aus dem Baukörper heraus. Dieser Ort bietet den Reisenden die Möglichkeit zum Rasten und Verweilen, sich über das Gelände zu informieren bzw. sich vor Regen zu schützen.
Die Uferzone ist im Ankunftsbereich der Fischwanderhilfe als „Strandbereich“ mit Aufenthaltsqualität gestaltet. Für Menschen, die mit dem Auto ankommen gibt es im Anschluss einen Parkplatz unter schattenspendenden Bäumen mit ca. 52 Stellplätzen. Er wird von der Bundesstraße her erschlossen. Zum Ankunftssteg bzw. dem Ankunftsterminal gibt es eine fußläufige Anbindung.
Die Erschließung des asphaltierten Betriebshofs erfolgt über eine Zufahrt am westlichen Randbereich und kann durch ein Stahltor zur Bundesstraße hin abgetrennt werden. In diesem Bereich liegt auch der Hubschrauberlandeplatz. Hier, durch ein Zaunelement vom Betriebsgelände des Kraftwerks abgetrennt, beginnt am öffentlich zugänglichen Vorplatz (Campus) die „Themenzone“. Dieser Platz ist als Pflasterfläche aus großformatigen Betonplatten gestaltet und schafft Platz für temporäre Ausstellungen zu Themen wie Energie, Geschichte des Ortes oder Ähnlichem.
Daran angrenzend beginnt die sogenannte „Wald-Zone“, die als Transferraum zwischen Campus und 'Haus am Strom' fungiert. Unter den Kronen bestehender und geplanter Gehölzgruppen befindet sich ein großzügiger Kinderspielplatz. Zudem lädt dieser Teilbereich zum Spazieren oder Verweilen ein.
Das bestehende 'Haus am Strom', als einer der wichtigsten Orte im Planungsareal, liegt etwa 1,2 Meter erhöht und bekommt somit einen plateauartigen Charakter. Hier soll mittels Zebratreifen und einem enfachen Steg über die Fischwanderhilfe ein der örtlichen Situation entsprechender Anschluss an die Schulungswiese und die Wanderwege erfolgen.
Zwischen dem „Wald“ und dem 'Haus am Strom' erschließt die bestehende Zufahrtsstraße einen großflächigen Platz aus Granitstein, der von vier Seiten gerahmt wird. Die östliche bzw. südliche Flanke wird durch den bestehenden Gebäudekomplex
begrenzt, im Westen erfährt er durch das neue Krafthaus seinen Abschluss. Eine Betonwandscheibe begleitet seine Grenze im Norden.
Betonwandscheibe als verbindendes, begleitendes Element
Diese Zonierung des Planungsgebietes wird durch eine verbindende bzw. begleitende Betonwandscheibe, die entlang der Bundesstraße bzw. des Fuß- und Radweges verläuft, zusammengehalten. Grundsätzlich ist dieses prägende Gestaltungselement eine glatte, dunkelgraue (anthrazit) Betonwand mit einer Höhe von ca. 2 Metern. Sie wird auf ihrer gesamten Länge immer wieder unterbrochen und erfüllt in den einzelnen Teilbereichen verschiedene Funktionen. Sie ist z.B. Sichtschutzwand, Träger für Information und Präsentation oder lenkt gezielt die Blicke der Besucher. Im Westen entwickelt sich die Betonwandscheibe aus dem Baukörper des Ankunftsterminals heraus und lässt im Anschluss den Parkplatz mit Ausnahme der Zufahrt von der Straßenseite her optisch nahezu verschwinden.Ebenso verhält sie sich im Bereich des Betriebsgeländes des Kraftwerks. Sie wird hier lediglich für die Zufahrt unterbrochen, wobei das Zufahrtstor ebenfalls als dunkelgraues Stahltor geplant ist.
Anders verhält sich die Betonwand im Bereich des Vorplatzes (Campus) des Kraftwerkkomplexes und des „Waldes“. Dort lässt sie durch großzügige Öffnungen interessante Blicke ins Innere des Planungsareals zu. Entlang des Plateaus des 'Haus am Strom' dient sie auf der Straßenseite als Stützmauer bzw. Brüstung. Zudem sind in die Betonwandscheibe stellenweise Schaufenster integriert. Diese „Fenster“ sind entweder Öffnungen, die Durchblicke ermöglichen oder auch Schaukästen aus Glas, die mit verschiedenen Themen (Präsentation von Kunst / Information zur Geschichte etc.) temporär bestückt werden können. Begleitend zur Betonwandscheibe verläuft der unterteilte Fuß- und Radweg, der wiederum gegenüber der Bundesstraße durch einen Pflanzstreifen mit einer Baumreihe abgetrennt wird.