Schule auf dem Dach

Arbeitsgemeinschaft mit opposite office, München

Umfang   Standorterweiterung einer Waldorfschule

Leistung   Wettbewerbsentwurf

Ausführungszeitraum   Januar 2021

Größe   7.500m² BGF

Darstellungen   studio lot und opposite office

 

 

IDEE
Zentrale Entwurfsidee ist, die bestehenden Strukturen zu nutzen, zu verbinden und aufzuwerten. Als neues Zentrum der Schule dient die Mehrzweckhalle, die eingegraben wird, so dass alle notwendigen Nebenräume (Umkleiden, Geräteräume,
etc.) in der Erde verschwinden. Dadurch kann die Turnhalle im Erdgeschoss freigespielt und durch großflächige Verglasung von Außen einsehbar gemacht werden. Sport wird so zu einem Begegnungsort, und es ergeben sich interessante Blickbezüge in die tiefer gelegte Turnhalle.

 

 

STÄDTEBAU
Die bestehende Schule grenzt sich in der jetzigen Bebauung städtebaulich klar von der bestehenden Halle ab. Das Hauptproblem des vorliegenden Vorbescheides sehen wir in dem Fehlen von attraktiven Freiflächen und in der fehlenden Adressbildung. Durch den aufs Dach gelegten Pausenhof und die Reduzierung der Erdgeschossfläche entstehen neue attraktive Außenflächen:
- Das polygonale Dach verbindet die Bestandsbauten und schafft ein neues schulisches Zentrum
- Statement und Darstellung der Schule durch charakteristische selbstbewusste Dachform
- Adressbildung und hoher Wiedererkennungswert im Stadtbild.

 

 

AUSSENRAUM
Die städtebauliche Drehung des Baukörpers schafft eine hohe Diversität von Außenräumen:
- differenzierter und teilweise überdachter Außenraum im Erdgeschoss mit guter Anbindung an den bestehenden Garten
- einzigartiger Schulhof auf dem Dach, der interessante Perspektiven bietet und zugleich alle Gebäude miteinander verbindet
- Stärkung der Zwischenräume durch besondere Ausblicke in die Mehrzweckhalle
- Verbindung von Innen- und Außenraum: Alle Geschosse haben Zugang zum Außenraum.

 

 

DACH
Wer sich wohlfühlt, lernt auch besser! Das Dach der Sporthalle übernimmt unterschiedliche Funktionen:
- architektonische Geste und Identitätsstiftung
- Dach als Pausen- und Bewegungsraum
- Integration des Altbaus in den Neubau: Dach als Verteiler und Verbindungsstück
- Sitzgelegenheiten und Aussichtspunkte laden zur Beobachtung ein und stärken den anthroposophischen Ansatz
- Formensprache des Dachs den Formen der Natur nachempfunden
- Alle Sinne werden angesprochen: Das Dach ist als Barfußpfad mit unterschiedlichen Oberflächen (Sand, Humus, Gras, Stein, Holz etc.) ausgeführt und führt so zu einer gleichberechtigten Förderung der intellektuell-kognitiven ("Denken"), der künstlerisch-kreativen ("Fühlen") und der handwerklich-praktischen ("Wollen") Fähigkeiten der Schüler

 

 

ARCHITEKTUR
Das neue Gebäude schafft auf Grundlage der Waldorfpädagogik eine:
- offene und ganzheitliche Schule mit vielen differenzierten Innen- und Außenräumen, sowie Kommunikationszonen
- Die „neue Mitte“ stärkt das soziale Schulgefüge und schafft eine unverwechselbare Identität.
- Die Architektur bevormundet nicht, sondern gibt den SchülerInnen einen Ort zur freien Entfaltung. Die unterschiedlichen Zonen und Räume
können nach Bedarf individuell und gruppenspezifisch angeeignet und unterschiedlich genutzt werden.
- intensive Ausgestaltung des Lernumfeldes durch Blickbeziehungen und haptische Materialwahl

Es entsteht eine Verbindung von Innen und Außen, die Transparenz auf Augenhöhe zwischen den unterschiedlichen Gebäuden erzeugt. Das Dach der Turnhalle verbindet alle drei Bestandsgebäude (Schulhaus, Werkhalle, Verwaltung) und den Neubau (Mehrzweckhalle). Auf dem Dach entsteht ein zusätzlicher Außenraum als Pausenhof.

 

MATERIALITÄT
Hauptaugenmerk bei der Materialwahl ist eine baubiologisch nachhaltige und gesunde Auswahl an Baumaterialien. Form und Material kumulieren in baubiologischen, psychosozialen Baukörpern, die innen wie außen von Holz determiniert sind und somit auch prototypisch für nachhaltige Bauweise gesehen werden können. Das Farbkonzept (braun-grün-gelb-rot) entspricht dem Gestaltungsprinzip des Bauens mit Wärme (Haupttragwerk: Holz, Natur; Wände: Seekiefernplatten; Möbel/Fenster/Außenverschalung: Fichtenholz; Türen und Nischen: dunkelgrün gebeizt; schräge Stützen/ Absturzsicherung im Außenraum: grün geölt; Geländer, Dachaufbauten, Markierung Sporthalle: gelb; Fußboden Sporthalle: rotes Linoleum). Gesunde und natürliche Materialien stärken so das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit im Bildungswesen.


KOSTENEFFIZIENZ
Die erhöhten Kosten durch das Eingraben der Sporthalle und ein begehbares Dach werden durch eine kosteneffiziente Bauweise ausgeglichen:
- Statt einer teuren und aufwendigen Sanierung des Bestandes werden die bestehenden Gebäude mit lowcost- und lowtech- Methoden saniert. Hierbei ist auch eine Do-it-yourself-Variante angedacht, wodurch Identifikation und Eigeninitiative gestärkt werden. Die bestehenden Gebäude bleiben in ihrer äußeren Form weitgehend unangetastet.
- Die Dachauskragung der Sporthalle ermöglicht den Verzicht auf teuren Sonnenschutz. Lediglich ein innenliegender Blend- und Sichtschutz gewährleistet das Verdunkeln der Halle.
- Das begehbare Dach ist als langfristige Strategie angedacht, das nach und nach ausgebaut werden kann.
- Die Reduktion der Baumasse auf die reine Form der Sporthalle führt zu wirtschaftlichen Spannweiten im Holzbau.
- Beschränkung auf kostengünstige, einfache, natürliche und unbehandelte Baumaterialien